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20 Porträts von Fistula Patientinnen als Großformate in der Nikolaikirche in Bielefeld
johannes_remling_bielefeld, Ausstellung

Renate Röntgen kümmert sich um Mütter mit schweren Geburtsverletzungen, holt sie zurück ins Leben. Fotoausstellung, Vortrag und Benefizkonzert zeigen und unterstützen die Arbeit.

Bericht von Ivonne Michel:

Bielefeld / Addis Abeba. Vor fünf Jahren gab Renate Röntgen ihren Job als leitende Oberärztin der Urologie im Johannesstift auf, um im Freiwilligendienst Frauen in Äthiopien, die durch missglückte, gescheiterte Geburten schwer verletzt wurden, zu helfen (NW vom 19. September 2015). Zehn Monate des Jahres arbeitet die 65-jährige Expertin im „Hamlin Fistula Hospital“ in der Hauptstadt. Ihr Partner Johannes Remling, pensionierter Lehrer, unterrichtet dort ehrenamtlich Englisch an einer Schule und hat Röntgens Patientinnen porträtiert. Seine Bilder sind jetzt in der Nikolaikirche zu sehen. Außerdem gibt es ein Benefizkonzert, um die „Hamlin Fistula Stiftung“ zu unterstützen.

„Die Frauen, die bei uns unentgeltlich operiert werden, sind häufig bettelarm, unterernährt, Analphabetinnenvom Land und oft noch viel zu jung, um Kinder zu gebären“, berichtet Röntgen. Niere, Blase, Harnwegeseienzerstört, sie haben Löcher im Unterleib, sind als Folge urin- und stuhlinkontinent, oft auch gebärunfähig. Die medizinische Bezeichnung dafür lautet Fistula. „Keine Kinder mehr bekommen zu können, das ist für eine Frau in dieser Kultur das Ende, sie werden häufig aus der Familie verstoßen, vom Ehemann verlassen, im Dorf ausgegrenzt“, berichtet Röntgen, die an dem Spezialkrankenhaus in Addis Abeba auch äthiopische Ärzte in Operationstechniken ausbildet.

Die 20 Porträts, die vom 23. September bis 13. Oktober als Großformate in der Nikolaikirche zu sehen sind, zeigen die Frauen strahlend, lachend, freudig. „Es soll sie stark machen, ihnen Mut machen für ein neues Leben“, sagt Remling. Es sei zudem oft das erste und einzige Foto, das sie von sich haben – und deshalb sehr kostbar für sie. Der Moment der Aufnahme lasse das grausame Schicksal fast vergessen. Die Frauen lernen mit künstlichen Ausgängen, mit Urinbeuteln zu leben, bekommen Hilfen für eine eigenständige neue Existenz, lernen und leben oft noch weiterhin am Hospital. „Viele Schwestern sind ehemalige Patientinnen“, berichtet Röntgen.

Um die Arbeit des Vereins zu unterstützen, laden der Bielefelder Chor „Quintenkomplott“ und die Formation „Pop Up“ der Musikhochschule Detmold zu einem Benefizkonzert „Zurück ins Leben“ in die Nikolaikirche ein. Am Samstag, 13. Oktober, präsentieren sie ab 19 Uhr Chormusik. Renate Röntgen wird an diesem Abend zwischen den musikalischen Beiträgen von ihrer Arbeit berichten. Direkt am nächsten Tag reisen sie und Remling zurück nach Äthiopien.

Auch im Gottesdienst am Sonntag, 23. September, um 10 Uhr, sowie in der Reihe „12 Minuten mit Gott“, vom 8. bis 12. Oktober, jeweils um 17.30 Uhr, wird das Projekt in der Nikolaikirche Thema sein.

Neue Westfälische Bericht: www.nw.de

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