Mogninet Bayu ist etwa 25 Jahre alt. Sie wuchs in einem kleinen Dorf in der Provinz Gojjam auf. Wie in ihrer Tradition üblich wurde Mogninet mit 7 Jahren verheiratet, aber sie lebte bis zu ihrem 15. Lebenjahr bei den Eltern bevor sie ihrem Mann übergeben wurde. Sie hatte Glück und konnte – im Gegensatz zu den meisten Mädchen – die Schule bis zur 5. Klasse besuchen. Diese Zeit bezeichnet sie als die glücklichste in ihrem Leben.
“Meinen Mann habe ich immer auf das Feld begleitet. Wir arbeiteten bis zum Sonnenuntergang, bevor ich wieder nach Hause eilte. Ich genoss mein Eheleben, bis diese schreckliche Verletzung passierte”erinnert sich Mogninet.
Mit 18 Jahren wurde Mogninet schwanger und wie üblich verbrachte sie die Schwangerschaft zuhause ohne das Health Center aufzusuchen, welches 3 Stunden Fußmarsch entfernt war.
Zur Geburt wurde sie in eine Klinik gebracht, aber von den Krankenschwestern wieder nach Hause geschickt.
Sie hatte 3 lange Tage Wehen bevor das Baby tot geboren wurde und sie beim Austreiben des Fötus aufs Schwerste verletzte. Von Geburtsfisteln hatten weder Mogninet noch ihre Eltern jemals gehört. Sie suchten sofort Hilfe. Die Eltern hörten von dem Außenzetrum in Bahir Dar und brachten sie dorthin. Die 1. Operation konnte die Fistel noch nicht schließen. Man schickte sie nach Hause mit dem Versprechen einer 2. Operation. Mogninet blieb 1 Jahr zuhause, während der Urin ständig an ihren Beinen herunterlief.
“Damals habe ich mich scheiden lassen, ich wollte nur noch zuhause bleiben und niemanden mehr sehen. Meine Mutter und meine Schwester kümmerten sich sehr um mich und hielten mich sauber. Aber es war immer noch schrecklich.”
Nach einem Jahr hörte Mogninet vom Fistula Hospital in Addis Abeba und kam 2013 dort an.
Sie erhielt eine Harnableitung und ist seitdem völlig trocken. Danach blieb sie 2 Jahre in Desta Mender und bildete sich weiter in verschiedenen Berufen, bis sie wieder in ihrem Dorf re-integriert wurde.
Jetzt ist Mogninet wieder in Addis Abeba für ein rechtzeitiges Follow-up.