Fatuma ist jetzt 25 Jahrer alt. Sie kommt aus dem Osten Äthiopiens, der Oromiya Region. Vor 10 Jahren kam sie in das Fistula Hospital
Sie heiratete mit 15 Jahren und lebte mit ihrem Mann in einem sehr entlegenen Dorf auf dem Land. Das Familieneinkommen wurde hauptsächlich von ihrem Mann durch Landwirtschaft erwirtschaftet, auf dessen Schultern alles ruhte. Ihre Rolle in der Familie bestand darin, den Haushalt zu führen und mit dem Geld auszukommen, das sie von ihm erhielt. Da sie noch ein Teenager war und Anerkennung suchte, sah sie nichts anderes in ihrer Ehe als Schicksal und Respekt vor der Kultur der Dorfgemeinschaft. Obwohl in ihrem Dorf eine Frau lebte, die erfolgreich an einer Geburtsfistel operiert worden war, hörte Fatume erst von ihr, als sie das gleiche Schicksal erlitt.
Die Hauptaufgabe der Frauen ist es, dem Mann viele Kinder zu schenken. Fatuma wurde mit 16 schwanger. Nach 2 Tagen Wehen wurde sie von der Familie in das nächste Krankenhaus gebracht, das etwa 50 km entfernt war. Die Ärzte dort konnten zwar ihr Leben retten, aber das tote Baby brachte ihr eine doppelte Fistelverletzung und eine schwere Beinverletzung, mit der sie nicht mehr laufen konnte.
Schon bald darauf verließ sie ihr Mann. Geschieden und alleine kehrte Fatuma in ihr Elternhaus zurück und lebte in Scham mit ihrer Fistel. Nach vier Monaten zwischen Leben und Tod hörte ihr Vater von der geheilten Patientin von dem Fistula Hospital in Addis Abeba.
Vor 10 Jahren erreichte Fatuma das Fistula Hospital. Sie wurde von ihrem Vater getragen, unterernährt, mit einer schweren Muskelverletzung und zweifacher Inkontinenz von Stuhl und Urin.
Da Fatuma aufs schwerste verletzt war, blieb sie eine lange Zeit bei uns. In den ersten 7 Monaten bekam sie ausschließlich Physiotherapie um wieder laufen zu lernen. Nach mehreren Operationen wurde sie als vollständig geheilt und trocken entlassen. Während ihres 4-jährigen Aufenthaltes entwickelte sie verschiedene Fähigkeiten in Handarbeiten und Kunsthandwerk im Reha-Zentrum in Desta Mender und verdiente etwas Geld.
„Das Leben mit der Fistel brachte mich dazu, mich selbst zu hassen, keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Ich war traumatisiert und isoliert und möchte nicht mehr daran denken.“ erklärte sie. Geheilt fand sie ihre Würde wieder. Fatuma begann ein neues Leben und heiratete wieder. Sie hat endlich Freude am Leben.
Jetzt ist Fatuma wieder in das Fistula Hospital zurück gekommen voller Hoffnung und wurde durch Kaiserschnitt von einem Jungen entbunden. „Was wäre wohl aus mir geworden, wäre ich nicht hier geheilt worden. Ich danke allen Mitarbeitern für ihre Unterstützung.“