Trotz der ärmlichen Verhältnisse, aus denen sie kommt, den psychischen und moralischen Verletzungen, die sie durch den Verlust von drei Babys bei vier Geburten erlitten hat und natürlich der schlimmen Blasen-Scheiden-Fistel, sieht Yedeneku immer noch hübsch aus.
Nach ihre Heirat mit 15 Jahren verließ sie ihre Eltern und begann ein eigenes Familienleben in einem entlegenen Dorf auf dem Land. Der Ort ist sehr klein, hat weder Straßen, noch Elektrizität und auch keine Gesundheitseinrichtungen. Die nächst größere Stadt ist drei Stunden Fußmarsch entfernt.
Da das Dorf in einer bergigen Gegend liegt, hatten Yedeneku und ihr Ehemann nicht ausreichend Farmland zum Bewirtschaften zur Verfügung, um der Familie ein gesichertes Einkommen zu erarbeiten und um die Lebenshaltungskosten zu decken. Wenn Yedeneku frühmorgens die Hausarbeit erledigt hat, hilft sie ihrem Mann bei der Farmarbeit. Obwohl er sie gerne an seiner Seite hat, will der sehr fürsorgliche Ehemann nicht, daß Yedeneku schwere Arbeit verrichtet.
Yedeneku war bereits viermal schwanger, aber unglücklicherweise überlebte nur eines der Kinder – ihr heute 17-jähriger Sohn.
Es geschah bei ihrer vierten Geburt, daß sie eine Verletzung, die sogenannte Geburtsfistel, erlitt. Wie bei allen drei vorherigen Geburten entband Yedeneku zuhause. Nach einem halben Tag in Wehen hoffte sie immer noch, daß alles gut gehen würde. Aber die Zeit verging, es lief nicht gut und alle waren in großer Sorge. Der Ehemann konnte es nicht ertragen, noch ein weiteres Kind zu verlieren und beschloss deshalb, seine Frau in die nächstgelegene Klinik zu bringen, die Yedeneku bereits während der Schwangerschaft zwei-, dreimal aufgesucht hatte.
Die Krankenschwestern dort kannten bereits Yedenekus Fall und ihre schwierige Schwangerschaft und beschlossen daher, sie mit einem Ambulanzfahrzeug in das nahe Hospital zu bringen. Doch all die Eile und schnelle Hilfe konnte nicht verhindern, daß Yedeneku ein totes Kind zur Welt brachte und eine Blasenfistel bekam.
Das waren sehr schlechte Nachrichten für die Verwandten. Für Yedeneku und ihren Ehemann war dies fast noch unerträglicher, nach dem Verlust von 3 Babys nun auch noch eine so schwere Verletzung zu haben. Vier lange Monate verharrte sie in einem Zustand der Isolation und Einsamkeit, zu sehr schämte sie sich ihrer selbst, um am sozialen Leben teilzunehmen.
“Es war so unerträglich, mit solch einer schrecklichen Verletzung leben zu müssen, von der ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Ich hätte es sogar vorgezogen, tot zu sein, als weiterhin so ein beschämendes Leben führen zu müssen.” berichtet sie über ihr Leid.
Yedeneku und Ihr Ehemann beschlossen, das Addis Abeba Fistula Hospital aufzusuchen, da es von ihrem Zuhause das nächstgelegene Hospital war. Bei einem Anruf im Fistula Hospital erfuhren sie, daß das Krankenhaus gerade renoviert wird und erst wieder in einem Monat öffnet. Mit einem Monat der Renovierung und drei weiteren Monaten, die sie brauchte, um sich auf die Operation vorzubereiten, mußte Yedeneku vier lange Monate aushalten, in denen ihr Urin ständig und unaufhaltsam die Beine herunterlief.
Im Vorbereitungsmonat im Fistula Hospital erhielt sie die notwendige holistische Behandlung und Hilfe vom Klinikteam. Der Eingriff war erfolgreich und konnte die lange, viermonatige Inkontinenz beenden und sie war danach vollkommen trocken.
“Die erste Person, die ich anrief, um von der guten Nachricht meiner erfolgreichen Heilung zu berichten, war mein Ehemann. Er hatte so mit mir gelitten in den vergangenen vier Monaten. Jetzt ist er überglücklich und weinte Freudetränen. Ihr alle seid der Grund für dieses Glück, ihr habt sogar mein Busticket bezahlt. Mit Worten kann ich meine Dankbarkeit kaum ausdrücken. Möge der Allmächtige euch immer wieder für das segnen, was ihr für mich und die anderen getan habt.” sagt Yedeneku.