Wir von Fistula e.V. wünschen uns, dass Geburtsfisteln der Vergangenheit angehören! Mit hohem Engagement tun wir alles dafür, dass den Müttern und ihren Kindern geholfen wird.
Erfreulicherweise konnte weltweit in den letzten Jahren ein Rückgang der Müttersterblichkeit und der Geburtsfisteln erreicht werden. Entwicklungsländer haben Ihre Bemühungen um Schwangerschaftsvorsorge, Geburtskliniken und Weiterbildung von Hebammen und Ärzten verstärkt. Der Weltfistulatag am 23. Mai soll die Welt dazu aufrufen, sich weiter für diese Ziele zu engagieren.
Diese positive Entwicklung nahm durch die Corona-Pandemie ein jähes Ende.
Die Kollateralschäden der Präventionsmaßnahmen treffen in Entwicklungsländern vornehmlich Frauen und Mädchen, die in den Dörfern isoliert werden.
Ein Transport zum Krankenhaus zu einer assistierten Geburt wird unerreichbar.
Bei uns wird über die schwierige Situation von Frauen in der Coronazeit diskutiert, sie tragen die Last in den Familien und sind die vornehmlich Leidtragenden der ökonomischen Krise.
In Entwicklungsländern werden die Rückschritte in dieser Zeit jedoch lebensbedrohlich für Frauen und Mädchen – sie brauchen unseren Beistand um so mehr!
Dr. Fekade, Vater und weltweit anerkannter Fistelchirurg, hilft in Uganda und Äthiopien. Hier ist er im Terrewode Fistula Hospital in Uganda.
Terrewode Fistula Hospital Uganda
Der öffentliche Nahverkehr ist in Uganda komplett zum Erliegen gekommen. Der Lock-down wird dort deutlich strenger durchgeführt als bei uns – das bedeutet, dass Frauen weder zur Vorsorge noch zur Geburt ins Krankenhaus kommen.
Bereits nach zwei Wochen Ausgangssperre war klar, dass die Müttersterblichkeit erheblich ansteigen wird.
Einen Teil unserer Spende aus Deutschland hat TERREWODE für Spots im Rundfunk und lokalen TV-Sendern verwendet, um die Bevölkerung über einen Krankentransportdienst für gebärende Frauen in der Region um Soroti zu informieren.
Ein 24-Stunden Fahrdienst einer Hebamme wird mit dem von Fistula e.V. finanzierten Krankenwagen organisiert. Außerdem wird ein Patiententransporter für Heimfahrten der jungen Mütter mit ihrem Baby eingesetzt. Die Hotline des Notfalldienstes wird von den Sozialarbeiterinnen des Krankenhauses kompetent durchgeführt.
Ambulanz Fahrzeug für Uganda
Vor einigen Wochen haben wir Sie um Unterstützung für TERRWODE’s Covid-19 Ambulanzdienst gebeten und möchten uns ganz herzlich für Ihre großzügige Hilfe bedanken. Innerhalb von drei Wochen haben Ihre Spenden den von uns überwiesenen Betrag von $ 10.000 erreicht. Das ist großartig! Wir stehen in intensivem telefonischen Kontakt mit Chefärztin Dr. Josephine und Alice Emasu, der Geschäftsführerin, beraten in infektionshygienischen Belangen und versuchen, wenigstens moralisch eine Stütze zu sein, da an Reisen momentan nicht zu denken ist.
Bericht von Alice Emasu. Sie organisiert Hilfe für Frauen in der Coronazeit
„Heute, am 14. Mai 2020, sind sechs Wochen vergangen, seit wir das Ambulanzprojekt als Reaktion auf die von unserer Regierung vor fast drei Monaten verhängten Beschränkungen zur Eindämmung der Covid19-Pandemie gestartet haben.
Es ist erfreulich, welch enormen, positiven Einfluss dieses Projekt bei der Prävention von Müttersterblichkeit und Geburtsverletzungen erreicht hat, insbesondere in ländlichen Gebieten! Insgesamt wurden 51 werdende Mütter aus Dörfern und einfachen Ambulanzstationen zur sicheren Entbindung in das Distriktkrankenhaus und einzelne kleinere Krankenhäuser transportiert und dadurch konnte ihr Leben gerettet werden. Außerdem wurden 57 Mütter mit ihren neugeborenen Kindern, die in den Krankenhäusern gestrandet waren ohne Möglichkeit zur Rückkehr, vom TERREWODE-Patientenfahrzeug sicher nach Hause zurückgebracht.“
Alice berichtete weiterhin, dass die derzeitige Regenzeit die Straßen fast unpassierbar mache und damit die wenigen Regierungsfahrzeuge, die als einzige unterwegs sein dürfen, aufgrund ihres miserablen Wartungszustandes gar nicht zu den Dörfern gelangen. Doch auch unser relativ neues Fahrzeug erfordert erhöhte Wartungs- und Reparaturkosten, so dass sie dringend um weitere Unterstützung gebeten hat. Benzin ist fast so teuer wie bei uns und die Wege weit. Und da kostenfrei, wird der Service auch von öffentlicher Seite häufig nachgefragt.
Hütte in Uganda, abseits
Der Fahrdienst musste nun aufgestockt werden, bisher hatte ein Fahrer mit Hebamme rund um die Uhr Dienst. Das Team ist total erschöpft, da die meisten Fahrten ja nachts stattfinden – kein Zuckerschlecken in völliger Dunkelheit auf schlammigen Feldwegen.
Das Leben von Imelda und ihrem Kind konnte dank Ihrer Hilfe gerettet werden!
Imelda ist eine der Mütter, die sowohl vom Ambulanzwagen als auch von den Dienstleistungen des Rückführungsfahrzeugs profitierten. Sie wohnt im Dorf Oguntoi, im Bezirk Amuria, am Ende eines zerklüfteten Feldweges, etwa 64 km vom Soroti-Regionalkrankenhaus entfernt. Ohne den Krankenwagen von TERREWODE hätte ihre Schwangerschaft ein schlimmes Ende genommen. Imelda befand sich in einem Dilemma, als die Wehen mitten in der Nacht einsetzten. Imelda berichtete: „Dies war mein sechstes Kind. Die letzten beiden Kinder, die ich bekam, wurden durch einen Kaiserschnitt entbunden! Ich wusste instinktiv, dass es wieder ein Kaiserschnitt werden würde. Aber ich hatte Angst, mich im Krankenhaus von Soroti mit Corona anzustecken und zögerte den Gang zur Klinik hinaus.“
Imelda beim Krankentransport
Imelda, eine der 51 Mütter, denen inzwischen durch die „Transporthilfe für werdende Mütter“ geholfen werden konnte.
Nach zwei Tagen wurden die Schmerzen unerträglich und sie versuchte, das Team der öffentlichen COVID-19-Task Force für den Distrikt Amuria um Hilfe zu bitten, aber keiner nahm den Anruf entgegen. Ihr Mann hatte die TERREWODE Radiokampagne gehört und wendete sich an die gebührenfreie Hotline – die Antwort sei sofort erfolgt.
Im Krankenhaus wurde die Mutter schnell in den Operationssaal gerollt, wo sie per Notkaiserschnitt ein Mädchen zur Welt brachte. Sie überlebte knapp! Die Zeit wird zeigen, ob nicht doch noch eine Fistel folgt, denn sie hat seither eine Fußheberschwäche, ein häufiges Begleitsymptom einer Geburtsfistel, die durch Druck auf die Nerven des kleinen Beckens entsteht. Die betreuende Ärztin im Krankenhaus berichtete, dass die Uteruswand bereits gerissen war – Imelda hätte keine Minute später eintreffen dürfen, sonst wäre sie verblutet.
Das Ambulanzprojekt
gehört zu den zahlreichen Maßnahmen, mit denen TERREWODE in den Dörfern, in denen es tätig ist, auf die Herausforderung von COVID-19 reagiert.
„Wir arbeiten mit der Distrikt-Taskforce des COVID-19-Distrikts zusammen, um schwangeren Müttern und denjenigen, die mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert sind, im ganzen Osten Ugandas eine medizinische Notversorgung zu bieten.
Unsere Transportfahrten haben Frauen aus schlimmen Situationen gerettet, da sie sonst in den ländlichen Regionen keine Hilfe erfahren hätten. Geburtsverletzungen und Mütter- sowie Neugeborenensterblichkeit hätten deutlich zugenommen in unserer armen Region.“, sagt Alice Emasu, Geschäftsführerin von TERREWODE.
Dr. Charles Okadhi, Gesundheitsbeauftragter des Soroti-Distrikts, lobte die Bemühungen von TERREWODE in der Coronakrise:
„In solchen Zeiten sind wir in unserem Gesundheitssystem überfordert. Wir haben nur wenige Krankenwagen. Und dann sind wir manchmal durch logistische Aspekte wie fehlenden Treibstoff daran gehindert, unseren Dienst zu leisten. Hinzu kommt, dass die Dörfer, die früher in der Lage waren, den Krankentransport selbst privat zu organisieren, dies nun aufgrund der Abriegelung nicht mehr tun können. Da wird einem klar, dass das Engagement von TERREWODE in dieser Situation ein Meilenstein für die Patientenversorgung bedeutet.“
Telefonhotline für misshandelte Fistelpatientinnen
Ein weiteres Projekt ist die Unterstützung von Fistelpatientinnen und ehemaligen Betroffenen bei häuslicher Gewalt, die in den Zeiten des Lock-down deutlich zugenommen hat. Frauen in Uganda haben keinen eigenen Besitz, sie können ihren Mann nicht verlassen, insbesondere nicht im Moment. Neben psychischer erfahren sie auch physische Gewalt, werden aus dem Haus geworfen, wo sie, komplett auf sich selbst gestellt, keinerlei Mittel für das Notwendigste zum Überleben haben. In den sechs Wochen der Kampagne hat die Hotline 19 Frauen psychologisch beraten und ihnen rechtlichen Beistand organisiert.
In Radio- und Fernsehkampagnen wird über die Problematik der häuslichen Gewalt landesweit berichtet, um Dorfgemeinschaften und Covid-19 Taskforce-Mitarbeiter zu sensibilisieren und damit die Frauen zu schützen.
TERREWODE hat nun eine wissenschaftliche Studie begonnen, um die Auswirkungen von Covid-19 auf die Lebensumstände von Fistulapatientinnen und Fistula-Überlebenden zu dokumentieren, um daraus Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität und Gesundheit dieser vulnerablen Gruppe innerhalb der ugandischen Gesellschaft zu erarbeiten. Bereits 45 Patienten wurden für die Studie geworben, 30 Interviews sind schon erfolgt, trotz Widrigkeiten mit langen Stromunterbrechungen und schlechten Telefonverbindungen.
Helfen Sie mit einer Corona Geschenkspende!
- Transport von schwangeren Frauen in die geburtshilfliche Station des örtlichen Krankenhauses
- Telefonische psychosoziale Betreuung bei häuslicher Gewalt
- Mikrokredite für Fistelpatientinnen zur Sicherung des Überlebens
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Der Krankenhausbetrieb soll wieder in normale Bahnen kommen!
Derzeit bereitet TERREWODE die Wiedereröffnung des Fistelkrankenhauses vor – die erhöhten infektionspräventiven Maßnahmen erfordern neue Konzepte in der Patientenversorgung. In Uganda gibt es momentan kaum Schutzmittel wie medizinische Masken, derzeit hoffen sie im Krankenhaus auf eine überteuerte Schwarzmarktlieferung.
Die Betreuung der Patienten erfolgt seit Beginn der Ausgangssperre telefonisch, 75 Patientinnen wurden in den letzten sechs Wochen von Dr. Josephine und ihrem Team beraten.
Team Terrewode Uganda
Es ist unglaublich, was dieses kleine Team von TERREWODE in den letzten Wochen geleistet hat. Wir im satten Europa haben es als lähmende Zeit erlebt, in Uganda hat nach der zwangsweisen Schließung des Krankenhauses eine intensive Zeit der Betreuung und Fürsorge auf anderen Wegen begonnen, das ist bewundernswert und wird von uns sehr unterstützt.
Fistula e.V. wird nochmals $ 10.000 nach Uganda schicken, um den Patientenservice weiter zu ermöglichen. Dazu brauchen wir wieder Ihre Unterstützung!
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie Gesundheit und bleiben Sie uns gewogen.
Dr. Barbara Teltschik
2. Vorsitzende Fistula e.V.
P.S. Sollten Sie sich näher für die Situation in Uganda interessieren, finden Sie einen Link auf unserer Webseite: Fistula News Aktuelles
Fotos:
Dr. Barbara Teltschik, Kornelia Altdörfer, Copyright: Fistula e.V.
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