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Abaynesh Sebbeko – ein Patientin

Abaynesh’s Familie stammt aus einer Gemeinde in der die Landwirtschaft die Haupteinkunftsquelle der Bevölkerung darstellt. Abaynesh war erst 17, als sie von ihrer Familie mit einem Landwirt verheiratet wurde, der deutlich älter ist als sie selbst. Als Hausfrau und wirtschaftlich vollständig von ihrem Ehemann abhängig, verbrachte sie ihre Zeit hauptsächlich im Haus, wo sie sich um Küche und Haushalt kümmerte und manchmal auch Hilfstätigkeiten in der Landwirtschaft übernahm. Am Anfang war dies für das junge Mädchen schwierig, aber sie fand sich mit Unterstützung von Freunden und Familie mit ihrem neuen Leben ab.
Geburtsfisteln waren für Abaynesh ein völlig unbekanntes Phänomen von dem sie nie gehört hatte, bevor sie selbst diese schwere Verletzung erlitt. Mit 19 Jahren wurde sie erstmals schwanger, ihre Schwangerschaft verlief neun Monate lang normal. Ihr Dorf verfügt nicht über medizinische Einrichtungen, so musste Abaynesh zuhause entbinden, wie ihre Vorfahren. Sie hatte keine andere Wahl.
Die Geburt verlief sehr schwierig, zwei Tage lag sie in den Wehen, unterstützt nur von einer traditionellen Geburtshelferin. Sie ertrug entsetzliche Schmerzen, bevor sie nach zwei Tagen in ein Koma fiel, unfähig, weiter zu pressen. Erst zu diesem Zeitpunkt entschied die Familie, Abaynesh in das nächste Krankenhaus zu bringen – etwa sechs Autostunden entfernt von ihrem Dorf.
Im Krankenhaus konnte man nur noch Abaynesh retten – das Kind musste sie tot zur Welt bringen. Sie blieb schwer verletzt zurück – mit einer Geburtsfistel. Als sie erwachte, bemerkte sie mit Entsetzen, dass sie von Urin durchtränkt war. Ihr erster Gedanke war, dass dies eine Flüssigkeit sei, die mit ihrer Behandlung zu tun hatte. Als man ihr erklärte, dass sie nun ihren eigenen Urin nicht mehr kontrollieren könne, verbarg sie ihr Gesicht vor Scham.

Die Ärzte empfahlen Abaynesh, sich mindestens drei Monate zu erholen, um für die notwendige Operation stabil genug zu sein. Nach drei langen Monaten in Einsamkeit kam sie endlich in Yirgalem an, unserem Krankenhaus im Süden von Äthiopien. Das war vor einem Jahr.
Innerhalb von zwei Monaten konnte Abaynesh völlig geheilt und wiederhergestellt werden, dank der umfassenden Behandlung und Unterstützung durch die Mitarbeiter von Fistula. Abaynesh’s Ehemann, der sie in dieser leidvollen Zeit immer unterstützte, war überglücklich, seine Frau gesund wieder bei sich zu haben. Beide freuten sich auf ihr gemeinsames Leben.
Nach einem Jahr kehrte Abaynesh nach Yirgalem zurück, um von einem gesunden Jungen per Kaiserschnitt entbunden zu werden.
“Hamlin hat meine Familie doppelt glücklich gemacht – mit meiner Heilung von dieser unvorstellbar schlimmen Verletzung und nun mit der Entbindung von diesem wunderbaren Baby, dessen Mutter ich dank Fistula werden konnte – ich werde für Euch alle mein Leben lang beten – das ist alles, was ich tun kann um zu danken!”, sagt Abaynesh.

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